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Gebet
Warum Beten?
Für manchen Menschen eine bittere Frage
Warum lässt Gott das Leid zu, warum lässt er zu, dass Menschen soviel Unheil
über ihre Mitmenschen bringen? Warum geschieht Folter, Verfolgung und Mord?
Wo war Gott, als Millionen Juden in den Gaskammern von Auschwitz und an
anderen Orten ermordet wurden?
Hört Gott auf unser Flehen, unser Schreien, unser Bitten und Beten?
Gott zu bitten, dass ein Unschuldiger aus dem Gefängnis befreit wird,
dass ein zum Tode Verurteilter nicht hingerichtet wird, dass Diktatoren
sich zur Gerechtigkeit bekehren, hat das einen Sinn?
Ob Beten Sinn hat, entscheidet sich am Glauben des Betenden. Erfahrungen mit
dem Gebet sind sehr persönlich und können nicht verallgemeinert werden.
Zunächst ist das Beten ein Akt der Hinwendung zu Gott. Doch Christen
erfahren das Gebet auch als eine Quelle der Kraft für sich selbst. Darüber
hinaus verbindet das Fürbittgebet für Opfer von Menschenrechtsverletzungen
den Betenden mit dem Gefangenen. Immer wieder berichten Menschen, für die
gebetet wurde, dass sie die Kraft der Gebete gespürt haben.
Das ACAT-Gebet
Die ACAT sieht das Gebet als wichtigen Bestandteil des Einsatzes für
gefolterte oder auf andere Weise in ihrer Menschenwürde verletzte Menschen
an. Daher enthält der monatliche Mitgliederrundbrief der ACAT ein Gebetsblatt
mit aktuellen Schicksalen von namentlich bekannten Opfern von
Menschenrechtsverletzungen für das persönliche Gebet, das Gebet in der Gruppe
und in der Gemeinde.
Das ACAT-Gebet ist zunächst Frage und Klage über das Schicksal
der gefolterten, misshandelten und verfolgten Menschen in aller Welt.
Diesen Menschen gilt unsere Fürbitte, unabhängig von Religion, Nationalität
und persönlicher Schuld. Doch das ACAT-Gebet nimmt auch das Handeln der Folterer
und der für die Folter und Verfolgung Verantwortlichen in den Blick und bittet
für sie um Einsicht und Umkehr.
Das Gebet ist auch die Brücke des Erinnerns an eigene Schuld, auch an die deutsche Schuld.
Niemals dürfen wir die Toten von Auschwitz vergessen.
Die Übernahme der Vater-unser-Bitte '.. und vergib uns unsere Schuld, wie auch
wir vergeben unseren Schuldigern' in unser Beten bedeutet, nicht zu urteilen
oder zu verurteilen, sondern uns selbst mit allen Menschen der Barmherzigkeit
Gottes anzuvertrauen. So bitten wir auch für uns selbst um die Kraft für
unsere Arbeit.
In einigen Städten gibt es ACAT-Gruppen, die sich regelmäßig zum Gebet
treffen. Um die örtliche Gemeinde stärker in das Beten für die verfolgten
und gefolterten Menschen einzubinden, kann das Fürbittgebet in den
Gemeindegottesdienst eingefügt werden. Von ACAT-Gruppen sind eine Reihe
von Vorschlägen für Gottesdienste zusammengestellt worden,
die bei der Geschäftsstelle angefordert werden können.
Erfahrungen mit dem Beten
Gefangene und Gefolterte berichten, dass sie in ihrer Bedrängnis die Wirkung
des Fürbittgebetes erlebt haben, und auch die Beter erfahren durch ihr Gebet
Hoffnung, Veränderung und Gemeinschaft:
Pasteur Georges Casalis (1987 in Nicaraguar verschwunden):
'Das Fürbittgebet ist das einzige
Mittel, über das ich verfüge, um mich nicht von der Unfähigkeit, wirksam
handeln zu können, einschließen zu lassen, um die Entfernung, den
Stacheldraht, die Zellentüren, wo kein Kontakt mehr zur Außenwelt besteht
und die totale Isolation herrscht, zu überwinden. Es bedeutet die
Fortsetzung des Kampfes mit anderen Mitteln. Es ist ein Akt der
Bescheidenheit, nicht des Aufgebens, der Ausdruck eines klarsichtigen
Realismus, nicht der einer Entmutigung und noch weniger der irgendeiner
Resignation...'
Alexander Ogorodnikow nach seiner Befreiung aus einem sowjetischen
Konzentrationslager:
'...In diesem Konzentrationslager findest du dich plötzlich allein und verlassen.
Die Verzweiflung brandet über dich hinweg wie die Gezeiten. In solchen
furchtbaren Augenblicken war es, in den vereisten Zellen, dass ich körperlich
die Glut eurer Gebete und euer Mitleiden gespürt habe: eine Kraft, die uns
einte durch eine Flut von geistiger Energie. Diese Kraft formte meine
Verzweiflung um in eine unzerstörbare Hoffnung. Euer Eintreten zugunsten der
verfolgten Christen und aller Gewissensgefangenen lässt vor dem Angesicht des
Hasses das moralische Gewissen der Welt entstehen.'
Erzbischof Tschidimbo aus Conakry (Guinea), der mehrere Jahre Dunkelhaft
erlitten hat, erfuhr die Bedeutung des Gebetes so:
'...Wenn es wirklich soweit gekommen ist, dass eine Person nur noch eine Nummer
darstellt, glauben Sie mir, dann ist das ein ganz großes Leiden, wenn sie
sich als Nummer soundso gerufen hört. Und wenn sie für diese Person beten,
für die sie sich in ihrer christlichen Aktion engagieren, dann hat das eine
direkte Wirkung aus sie. Wenn ich davon spreche, dann deshalb, weil ich es
selbst gefühlt habe.
In diesen Stunden der Einsamkeit hat nur noch das eigene Gebet, gestützt
durch die Fürbitten der für ihn Betenden ihn, wie er sagt, ‚...mit Nahrung
und Trost erfüllt.'
ACAT-Mitglieder berichten von ihren Erfahrungen:
Eine Frau sagte, dass nach einiger Zeit der Beteiligung an den Briefaktionen
und den Fürbittgebeten sich in ihr ein aktives politisches Bewußtsein
entwickelt hat:
'Wacher hörte ich die Nachrichten im Radio und las die Meldungen in den
Zeitungen auf dem Hintergrund der Menschenrechte. Ich hörte damit auf, vor
dem Unheil und dem Verbrechen in der Welt lieber die Augen zu verschließen,
ich hatte es nicht mehr nötig. Auch half mir die Auseinandersetzung mit den
Problemen der Gewalt, die Gewaltbereitschaft im eigenen Herzen in den Blick
zu nehmen und zu bearbeiten.'
Befreie mich Herr
Befreie mich, Herr,
von der SS, dem NKWD,
Dem FBI und der GN
Befreie mich
von ihren Kriegsgerichten,
von der blinden Wut
ihrer Richter und Kapos.
Du bist es,
der die Großmächte richtet,
du richtest die Justizminister
und die hohen Gerichtshöfe.
Bewahre mich, Herr,
vor einem Schauprozeß!
Verteidige die Verbannten
und Verschleppten,
die der Spionage
und Sabotage angeklagt
und zu Zwangsarbeit verurteilt sind.
Die Waffen des Herrn
sind furchtbarer als Atomwaffen!
Wer heute
bei Säuberungen mitmacht,
wird morgen
der Säuberung anheim fallen!
Ich aber will dich preisen,
weil du gerecht bist,
ich will dich besingen
in Psalmen und Gedichten.
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Nach Psalm 7 von Ernesto Cardenal - Holzschnitt von Willi
Dirx
aus: "Zerschneide den Stacheldraht - Lateinamerikanische Psalmen"
mit freundlicher genehmigung des Peter Hammer
Verlags, Wuppertal.
© Peter Hammer Verlag
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